Bio-Hersteller Zwergenwiese verteidigt sich nach Windbeutel-Nominierung: Je jünger das Kind, desto süßer ’sollte‘ das Produkt sein

Kinderärzte-Präsident kritisiert Aussage als „ebenso dumm wie gefährlich“ 

Der Bio-Hersteller Zwergenwiese hat nach der Nominierung für den Goldenen Windbeutel sein umstrittenes Kinderprodukt verteidigt – und damit scharfe Kritik von Kinderärztepräsident Dr. Thomas Fischbach auf sich gezogen. Die Verbraucherorganisation foodwatch hatte die Kinder-Tomatensauce von Zwergenwiese für den Negativpreis nominiert, da diese mehr als doppelt so viel Zucker wie die Erwachsenen-Version enthält. Das Unternehmen rechtfertigte sich daraufhin am Dienstag auf seiner facebook-Seite mit der Aussage: „Je jünger das Kind, desto süßer ’sollte‘ das Produkt sein.“ Dr. Thomas Fischbach, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland, bezeichnete die Aussage von Zwergenwiese als „ebenso dumm wie gefährlich“: „Geschmack wird anerzogen und es gehört in die Verantwortung von Herstellern wie Eltern, hier die richtigen Weichen zu stellen.“

In einer Stellungnahme an foodwatch verteidigte sich Zwergenwiese zudem damit, dass bei der Süßempfindung „für Kinder andere Maßstäbe“ gelten würden. Außerdem würde kein Kristallzucker, sondern Apfeldicksaft zugesetzt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) definiert allerdings auch Apfeldicksaft als freien bzw. zugesetzten Zucker. Gemäß den Empfehlungen der WHO für Kindermarketing sollten nur Tomatensaucen ohne Zuckerzusatz an Kinder beworben werden. Die Ankündigung von Zwergenwiese, den Apfeldicksaft-Gehalt von acht auf fünf Prozent reduzieren zu wollen, kritisierte foodwatch daher als ungenügend.

„Wenn Zwergenwiese die Gesundheit von Kindern am Herzen liegt, sollte sich das Unternehmen an den Empfehlungen von Kinderärzten und der Weltgesundheitsorganisation orientieren und bei seiner Kinder-Tomatensauce auf Zuckerzusatz verzichten. Dass ausgerechnet ein Bio-Pionier das Vertrauen der Eltern ausnutzt und sich mit hanebüchenen Argumenten aus der Affäre ziehen will, finden wir inakzeptabel“, sagte Manuel Wiemann von foodwatch, Wahlleiter für den Goldenen Windbeutel.

Neben dem Produkt von Zwergenwiese sind vier weitere Kandidaten nominiert, die exemplarisch für Etikettenschwindel im Lebensmittelmarkt stehen: der Bio-Karottensaft von Hipp, der „Corny Protein Lower Carb“-Schokoriegel von Schwartau, das Getränk „Yakult“ und die „Wasabi Erdnüsse“ von Rewe. Noch bis 1. Dezember können Verbraucherinnen und Verbraucher auf www.goldener-windbeutel.de ihren Favoriten für den Preis der dreistesten Werbelüge wählen. Dem Hersteller des Produkts mit den meisten Stimmen will foodwatch den Negativpreis am Firmensitz überreichen.

Die Online-Abstimmung zur Werbelüge des Jahres unter: www.goldener-windbeutel.de  

 

Quelle & Abbildung: foodwatch e.V.
Internet: www.foodwatch.de

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