foodwatch fordert: Julia Klöckner muss sich für Lebensmittelampel in Deutschland einsetzen – französisches „Nutri-Score“-Modell informiert in Ampelfarben über ausgewogene Produkte
„Mit der französischen Nährwertampel können Verbraucherinnen und Verbraucher verarbeitete Lebensmittel wie Frühstücksflocken und Tiefkühlpizzen auf einen Blick miteinander vergleichen – was nachweislich zu einem gesünderen Kaufverhalten führt“, sagte Luise Molling von foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte Bundesernährungsministerin Julia Klöckner zum Handeln auf: „Die Lösung für Frau Klöckners Beteuerungen, die gesunde Wahl zur einfachen Wahl machen zu wollen, liegt mit dem Nutri-Score längst auf dem Tisch.“
In Deutschland haben die Hersteller Iglo und Danone bereits angekündigt, ihre Produkte ab 2019 schrittweise mit dem Nutri-Score zu kennzeichnen. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner müsse nun dafür sorgen, dass auch andere Hersteller nachziehen – nur dann könnten Verbraucherinnen und Verbraucher verschiedene Produkte schnell miteinander vergleichen, erklärte foodwatch. Die Verbraucherorganisation forderte Frau Klöckner zudem auf, sich auf europäischer Ebene für eine verpflichtende europaweite Ampelkennzeichnung stark zu machen. Julia Klöckner ist gegenüber einer Lebensmittelampel skeptisch. Zunächst müsse man wissenschaftlich analysieren, welches Kennzeichnungsmodell am sinnvollsten sei, sagte sie vergangene Woche im ZDF-Morgenmagazin. foodwatch verwies hingegen auf eine bereits durchgeführte Studie der französischen Regierung: Diese hat ergeben, dass Verbraucherinnen und Verbraucher mit dem Nutri-Score gesünder einkaufen. Eine internationale Studie hat zudem gezeigt, dass das Modell am besten geeignet ist, um die Nährwertqualität von Produkten beurteilen zu können.
Ärzteverbände, Krankenkassen und Verbraucherorganisationen fordern schon lange wirksame Maßnahmen gegen Fehlernährung und Übergewicht, wie eine verbraucherfreundliche Nährwertkennzeichnung in Ampelfarben, eine Beschränkung der Lebensmittelwerbung an Kinder sowie eine Herstellerabgabe auf gesüßte Getränke. Im vergangenen Jahr hatten mehr als 2.000 Ärztinnen und Ärzte die Bundesregierung zum Handeln aufgefordert. Gegen diese Maßnahmen wehrt sich die Lebensmittelindustrie vehement. Auch auf den massiven Lobbydruck hin scheiterte im Jahr 2010 die Einführung einer europaweiten Lebensmittelampel.
In Ermangelung einer verbindlichen europäischen Regelung haben mehrere Länder Ampelkennzeichnungen auf freiwilliger Basis eingeführt. Das französische Modell Nutri-Score findet dabei gegenwärtig immer mehr Unterstützer. Vergangenes Jahr von der französischen Regierung eingeführt und bereits von 90 Unternehmen übernommen, haben inzwischen auch Belgien und Spanien angekündigt, die Nutri-Score-Ampelkennzeichnung einzuführen. Das Modell wurde von Wissenschaftlern entwickelt und nimmt eine Gesamtbewertung des Nährwertprofils eines Produktes vor, indem günstige und ungünstige Nährwertbestandteile mit Punkten bewertet und dann miteinander verrechnet werden.
Auch wenn die französische sich von der englischen Ampel unterscheidet, die 2007 von der britischen Lebensmittelbehörde FSA entwickelt worden war, so haben beide Systeme in einem großen Vergleichstest der französischen Regierung dazu geführt, dass Menschen gesünder einkaufen. Die „Original-Ampel“ zeigt nicht nur eine einzige Farbskala, sondern vier: jeweils für die Zutaten Fett, gesättigte Fette, Zucker, Salz.
Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, ein eigenes Modell zur Nährwertkennzeichnung zu erarbeiten, das „gegebenenfalls vereinfacht visualisiert wird“. Seit Ende 2016 gilt zwar für alle verpackten Lebensmittel in der EU eine Pflicht zur Kennzeichnung der Nährwerte Fett, gesättigte Fette, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz. Diese Angaben dürfen allerdings im Kleingedruckten auf der Rückseite der Verpackung erfolgen.
Quelle: foodwatch e.V.
Internet: www.foodwatch.de